Deutsch als Fremdsprache in den USA

Warum entscheidet man sich als Amerikaner/-in im Mittleren Westen dazu, ausgerechnet Deutsch als erste Fremdsprache zu erlernen? Diese Frage stellte sich mir und ich erhielt interessante Antworten.

Zunächst muss man wissen, dass amerikanische Schüler/-innen lediglich für ein oder zwei Jahre überhaupt eine Fremdsprache lernen müssen. Um ans College zu gelangen, sind sie aufgefordert, sog. Credit points zu sammeln, die sie eben auch im Fremdsprachbereich vorweisen müssen. Warum nun aber fällt die Wahl auf die deutsche Sprache?

Viele der Bewohner/-innen im Mittleren Westen haben ihre Wurzeln in Deutschland. Das erkennt man bereits in der Gastschule an den Nachnamen einiger Lehrer/-innen und Schüler/-innen, wie z. B. Berg, Beier, Nohrenberg, Schnetter, Richter etc. Und so motiviert die Familiengeschichte einige, sich unserer schweren Sprache anzunähern.

Ein weiterer Grund ist ein zunächst scheinbar ganz profaner. Mrs Rodig, die unseren Austausch vor einigen Jahren angestoßen hat, wirbt als Deutschlehrerin an der O’Gorman High sehr erfolgreich für ihr Fach. Vor allem die Aussicht, über den Deutschkurs an dem Schüler/-innenaustausch teilnehmen zu können, lockt viele Interessierte an. Es ist aber eben auch ihr Unterricht, dessen Qualität sich offensichtlich herumgesprochen hat (Mrs Rodig wurde bereits zum wiederholten Mal mit dem landesweit vergebenen  Titel „Teacher of Excellence“ ausgezeichnet).

Am überraschendsten fand ich aber das mit der Wahl verbundene Alleinstellungsmerkmal. Natürlich ging ich davon aus, dass Spanisch in den USA doch viel sinnvoller wäre. Durch die Immigration aus Latein- und Südamerika ist Spanisch ja quasi die zweite Amtssprache. Aber darin liegt auch das Gewöhnliche. Wenn also Bewerber/-innen ohne spanischsprachigen Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt mit bilingualen Mitstreiter/-innen konkurrieren müssen, stehen die Erfolgschancen nicht gut, sollte Spanisch als ein Bewerbungskriterium gefordert werden.

Da in der Gegend viele Ableger deutscher Firmen angesiedelt sind, gibt es aber einen Bedarf an Menschen, die Deutsch beherrschen, sei es, um bei Behördengängen, vor Gericht, in Krankenhäusern u.v.m. zu dolmetschen oder Gutachten u. ä. zu übersetzen. Insofern ist es durchaus clever, sich hier für Deutsch als erste Fremdsprache zu entscheiden. Wer hätte das gedacht?!

von Fr. Dietrich

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